Sehr geehrte Damen und Herren,
anlässlich der Squash-Weltmeisterschaften in Kuwait wollen wir Sie in diesem Newsletter über das Verletzugsprofil dieser schnellen Ballsportart informieren. Außerdem finden Sie die Ausschreibung für die Forschungsförderung der GOTS im Jahr 2010 sowie einen Hinweis auf den GOTS-Thementag zum Sprunggelenk im Sport am 21. November in Bremen.
Alle Beiträge dieses Newsletters sind zur weiteren Veröffentlichung freigegeben.
Mit freundlichem Gruß,
Frank Wechsel, GOTS-Pressesprecher
In diesen Tagen findet in Kuwait die Weltmeisterschaft der Männer im Squash statt. Squash-Weltmeisterschaften finden jährlich getrennt in Männer- und Frauen- sowie alle zwei Jahre als Teamwettbewerbe an verschiedenen Austragungsorten und Terminen statt. Deutsche Spieler stehen im Mittelfeld der Weltrangliste. Bei den Herren sind zwei Spieler unter den Top 80, bei den Frauen zwei unter den Top 140. Bei der diesjährigen Männer-Team-WM wurde Deutschland Elfter.
Squash (aus dem englischen „to squash“ = zusammendrücken, zerquetschen) zählt mit seinen häufigen Richtungswechseln zu den schnellsten Rückschlagsportarten. Im Ursprungsland England entwickelte sich Squash Mitte des 19. Jahrhunderts und verbreitete sich rasch weltweit durch das Commonwealth. Die erfolgreichsten Spieler und Teams kommen daher auch aus Ländern wie Malaysia, Indien, Pakistan, Australien, Neuseeland, Ägypten und England. In Deutschland nahm die Popularität dieser Sportart ab den 1970er-Jahren zu und erlebte seinen Höhepunkt in den 1990er Jahren. Etwa 0,6 Millionen Deutsche betrieben 2004 intensiv Squash, 1,92 Millionen spielten gelegentlich.
Anforderungs- und Belastungsprofil
Squash zeichnet sich durch eine Intervallbelastung mit kurzen Regenerationszeiten aus. Häufige Stop-and-Go-Bewegungen mit plötzlichen Richtungswechseln und raschen Antritten sowie Sprints unter maximalem Krafteinsatz erfordern eine ausgeprägte Beweglichkeit des gesamten Bewegungsapparates sowie eine über die Gesamtspielzeit hohe Ausdauerleistung. Herzfrequenz- und Laktatmessungen ergaben eine mittlere bis hohe Belastungsintensität im Squash. Die Schnelligkeit des Spiels bedingt eine erhöhte Konzentrationsfähigkeit, gute Koordination und Reaktionsschnelligkeit. Für adäquate Schlagbewegungen sind stabile und gut bewegliche Schultergelenke sowie eine funktionell trainierte Unterarmmuskulatur, für Schnelligkeit und Ausdauer sind kraftvolle und schnell reagierende Beinmuskeln notwendig. Hüftgelenke und -muskulatur sollten wie die Rumpfmuskulatur flexibel sein, um Bälle in jeglicher Lage schlagen zu können.
Akute Verletzungen
Squash zählt zu den verletzungsträchtigeren Sportarten. Dies ist unter anderem durch die Besonderheit bedingt, dass die Gegenspieler sich das gleiche, geschlossene Spielfeld teilen mit der erhöhten Gefahr der gegenseitigen Verletzung durch Schläger oder geschlagenen Ball sowie eine Behinderung durch den Gegner selbst. Schlägerverletzungen treten meist als Prellungen am Rücken auf, auch Bälle verursachen hier gehäuft Prellmarken.
Augenverletzungen sind die häufigste Ballverletzung im Squash, bedingt durch die Größe des Spielballs (ca. 40 mm Durchmesser) und Ballgeschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern bei professionellen Spielern. Weltweit besteht eine Inzidenz von 7 bis 49 Prozent von Augenverletzungen im Squash. Dabei ist die traumatische Netzhautablösung die schwerwiegendste Verletzung.
Aufgrund der plötzlichen und raschen Stop-and-Go-Bewegungen mit Richtungswechseln treten vermehrt Muskelfaserrisse an den Beinmuskeln, Achillessehnenrupturen sowie Kniegelenkdistorsionen mit Meniskus-, Kreuz- oder Seitenbandläsionen auf. Der Court, das Spielfeld, ist mit seiner Begrenzung durch harte Wände bei Anpralltraumen selbst verletzungsgefährdend. Es können Kopfverletzungen und Gehirnerschütterungen auftreten.
Chronische Verletzungen
Die hohe Intensität und Belastungsspitzen des Spiels führen sowohl zu chronischen Fehlbelastungen der unteren Extremität mit gehäuften Arthrosen von Hüft-, Knie- und Sprunggelenken als auch zu Muskelfaserläsionen und Tendinosen (z. B. Patellaspitzensyndrom) mit sekundären Rupturen (z. B. Achillessehnenriss) sowie zu Stressfrakturen unter anderem der Mittelfußknochen. Häufige Richtungswechsel im Spiel können vermehrte Distorsionen des oberen Sprunggelenks mit daraus folgender chronischer Instabilität bedingen.
Vermehrte Rückenbeschwerden insbesondere im Bereich der Lendenwirbelsäule sind auf die erforderliche Rumpfbeweglichkeit zurückzuführen. 52 Prozent aller Überlastungsbeschwerden im Squash betreffen den Rücken, es besteht eine positive Korrelation zu höherem Spielniveau und höheren Trainingsintensitäten.
Wie bei anderen Racketsportarten sind auch im Squash Sehnenerkrankungen und -entzündungen des Schlagarms typische Überlastungsschäden an Ober-, Unterarm und Hand. Insbesondere am Handgelenk können durch falsche Schlagtechnik chronische Probleme auftreten. Bei Rückhandschlägern tritt häufiger an der Schulter ein subacromiales oder subcoracoidales Impingement auf.
Spezielle Rolle des betreuenden Arztes
Im Rahmen der Vorbereitungsphase und des Trainings kann der Arzt nach Absprache mit den Trainern auf das Trainingsprogramm Einfluss nehmen. Zur Vermeidung von akuten wie chronischen Schäden sollte auf ein ausreichendes Aufwärmen sowie ein gezieltes Propriozeptions- und Koordinationstraining vor allem der unteren Extremitäten geachtet werden. Regelmäßige Leistungstests sind begleitend bei Steigerung des Training- und Spielaufkommens erforderlich, um eine sportphysiologische Herz-Kreislaufbelastung zu gewährleisten. Im höheren Leistungsbereich ist eine ergänzende Ernährungsberatung sinnvoll.
Bei auftretenden Problemen mit dem Equipment (z. B. Schläger, Schuhe) ist eine sportmedizinische Begutachtung und Beratung notwendig. Insbesondere sollte der betreuende Arzt die Verwendung einer Schutzbrille zur Prävention von Augenverletzungen fordern und die Sportler für diese spezielle Problematik im Squash sensibilisieren. Im Wettkampf stehen die Erstversorgung von akuten Verletzungen und gegebenenfalls der Weitertransport des Sportlers in die Klinik im Vordergrund.
Autor: Dr. med. Matthias Muschol, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie; Leitender Oberarzt im Zentrum für Schulterchirurgie, Arthroskopische Chirurgie & Sporttraumatologie in der Roland-Klinik Bremen, GOTS-Mitglied
Verletzungsstatistik (nach Gorschewsky 1996)
Inzidenz: 3,7 bis 8,8 Verletzungen pro 100 Spieler pro Jahr
Verletzungen | durch Schläger (59,1%) | andere Traumen (40,9 %) |
---|---|---|
Kopf | 82,4 % | 4,9% |
Rumpf | < 1 % | 4,1% |
obere Extremitäten | 13,6 % | 320% |
untere Extremitäten | 4 % | 59,0% |
Inzidenz von Augenverletzungen: 1% pro Wettkampf.
Je nach Studie 10 bis 45 Prozent aller sportbedingten Augenverletzungen im Squash.
Empfehlungen zur Vorbeugung von Verletzungen beim Squash
Am 21. November 2009 findet an der Bremer Roland-Klinik der GOTS-Thementag „Sprunggelenk im Sport statt. Die wissenschaftliche Leitung hat Dr. med. Hans-Gerd Pieper. Durch prägnante Übersichtsvorträge wird der aktuelle Wissensstand praxisnah dargestellt.
Hierfür konnten renommierte Spezialisten als Referenten gewonnen werden. Die Diskussionen im Anschluss an die Vorträge sowie der gemeinsame Imbiss bieten umfangreichen Raum für einen individuellen Erfahrungsaustausch.
Weitere Informationen finden Sie zum Download im Flyer.
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