Sehr geehrte Damen und Herren,
ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk bedeutet heutzutage keinesfalls das Ende der sportlichen Betätigung. Voraussetzungen für Sport mit Endoprothese sind eine schonende Operationstechnik, ein optimaler Prothesensitz, knöcherne Integration und gute Beweglichkeit sowie muskuläre Kontrolle. Generell sind Low-Impact-Sportarten mit moderater Belastung zu bevorzugen, sagt Prof. Dr. med. Thomas Tischer im aktuellen Newsletter der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS). Tischer beschreibt darin auch, warum eine individuelle Beratung und Aufklärung des Patienten eine wichtige Rolle spielt und fordert mehr Studien in diesem Bereich, die genauer untersuchen, welche Sportart und welches Sportniveau mit welcher Prothese möglich und sinnvoll sind.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Andreas Bellinger, GOTS-Pressesprecher
Der 34. Jahreskongress der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) findet vom 27. bis 29. Juni 2019 in Österreich statt. Zum Thema „Sport-Medizin: von 0 – 100“ laden Kongresspräsident Dr. Rolf Michael Krifter und Kongresssekretär Dr. Christian Lang nach Salzburg ein. Kindliche und jugendliche Sportverletzungen sowie Überlastungsschäden und Sport mit angeborenen Störungen sollen erstmals im Vordergrund stehen. Es geht aber auch um die neuen olympischen Sportarten, zu denen hochkarätige Spitzensportler und Gäste eingeladen werden. Geplant sind außerdem Themen zu älteren sportlich aktiven Patienten mit spezifischen altersbedingten Verletzungsmustern und Überlastungsschäden. Ein weiterer wissenschaftlicher Schwerpunkt ist der zunehmenden Herausforderung „Sport mit Arthrose und Prothese“ gewidmet. Ihre Abstract-Anmeldung ist noch bis zum 1. Dezember 2018 möglich. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem Flyer im Anhang dieses GOTS-Newsletters und der Kongress-Homepage.
Wir möchten Sie zudem auf folgende Veranstaltungen hinweisen:
01. Dezember 2018 in Stuttgart: 17. Sporttraumatologisches Symposium der Sportklinik Stuttgart. Informationen entnehmen Sie bitte dem Flyer im Anhang dieses Newsletters.
02. bis 06. Dezember 2018 in Kaprun: Sportärzte Sportphysiowoche Kaprun 2018, weiter
06. Dezember 2018 in Graz: GOTS Young Academy Hands-on Workshop Graz. Informationen entnehmen Sie bitte dem Flyer im Anhang dieses Newsletters.
25. bis 27. Januar 2019 in Oberhof: 22. Sporttraumatologisches Symposium Arno Arnold, weiter
Außerdem möchten wir auf den Start des 2. Lehrgangs „Sportmedizin, MSc“ im Frühjahr 2019 hinweisen:
n Kooperation zwischen der Donau-Universität Krems sowie der Geslleschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) und der Österreichischen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (ÖGSMP) wurde der interdisziplinäre Masterstudiengang „Sportmedizin, MSc“ entwickelt und konnte im April 2018 erstmals erfolgreich gestartet werden.
Über fünf Semester bietet der modular aufgebaute, berufsbegleitende Studiengang eine fachspezifische Weiterbildung im Bereich der Sportmedizin auf aktuellem wissenschaftlichem Niveau und zielt auf die Befähigung zu einer kompetenten medizinischen Betreuung von Sportlerinnen und Sportlern aller Leistungsstufen ab – vom Breiten- bis zum Spitzensport. Thematisch bietet der Lehrgang eine Vertiefung im Bereich der Sportmedizin des Bewegungsapparates oder alternativ dazu im Bereich der leistungsphysiologischen-internistischen Sportmedizin.
Im Frühjahr 2019 werden 24 Studienplätze angeboten – der Studieneinstieg ist abhängig vom Wahlfach:
25. Januar 2019 – Wahlfach A) Orthopädisch, traumatologisch, physikalische Sportmedizin
04. März 2019 – Wahlfach B) Leistungsphysiologische, internistische, pädiatrische Sportmedizin Informationen zum Curriculum, zur Organisation und zur Anmeldung erhalten Sie weiter
Der endoprothetische Gelenkersatz ist eine der großen Erfolgsgeschichten der Orthopädie. So wurde der Ersatz des Hüftgelenks im renommierten Fachjournal „Lancet“ 2007 als die Operation des Jahrhunderts bezeichnet. In Deutschland werden jedes Jahr knapp 450.000 Knie- und Hüftendoprothesen implantiert (IQTIG Qualitätsbericht 2017). Knapp ein Drittel der Betroffenen sind jünger als 65 Jahre und somit im aktiven und sportlichen Leben (EndoCert Jahresbericht 2017).
Aktivität und Sport mit Endoprothese hat daher eine große klinische und volkswirtschaftliche Relevanz. Allerdings mangelt es aktuell an validen wissenschaftlichen Studien. Schaut man sich die Registerdaten an –beispielsweise im australischen Endoprothesen-Register – dann zeigt sich, dass die Revisionsraten bei Patienten unter 55 Jahren deutlich höher sind als bei älteren Patienten; vor allem bei Knieendoprothesen (Revisionsrate ca. 15% nach 15 Jahren bei unter 55-Jährigen vs. knapp 4% bei über 75-Jährigen). Nicht vollständig zufrieden sind zudem knapp 20% der Patienten mit knieendoprothetischem Ersatz, wobei der mit Abstand wichtigste Risikofaktor hierfür die nicht erfüllten Erwartungen des Patienten sind (Bourne et al.).
Voraussetzungen
Voraussetzung für die sportliche Betätigung mit Endoprothese sind eine schonende Operationstechnik (nicht die Länge des Hautschnittes ist entscheidend!), ein optimaler Prothesensitz, knöcherne Integration und gute Beweglichkeit sowie muskuläre Kontrolle. Dies sollte vor Wiederaufnahme der sportlichen Tätigkeit von einem Arzt überprüft werden. Zeigt sich bei der Untersuchung etwa, dass ein Impingement der Prothese bei bestimmten Bewegungen auftritt, sind diese zu unterlassen bzw. die Sportart zu wechseln. Andernfalls steigt das Risiko für Abrieb und Luxation.
Der gezielten Vorbereitung auf den Return to Sport ist dabei besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Gegebenenfalls ist auch die sportliche Technik entsprechend anzupassen. Für einzelne Sportarten, wie beispielsweise das alpine Skifahren, gibt es bereits gute Hinweise hierzu (z.B. Schönle et al.). Nicht nur die Sportart an sich ist entscheidend, auch die Erfahrung des Sportlers und die Durchführung spielen eine wichtige Rolle. So wird beim erfahrenen Sportler alpines Skifahren weitgehend erlaubt. Allerdings sollten Buckelpisten, vereiste Pisten, Sprünge, Fahrten abseits der Piste und ähnliches vermieden werden. Auch auf regelmäßige Pausen ist zu achten.
Gefahr des Abriebs
Ebenso sollten sportlich sehr aktive Endoprothesenträger regelmäßig nachuntersucht werden, um beginnenden Abrieb und Lockerung rechtzeitig zu diagnostizieren und entsprechend behandeln zu können, bevor es zu einem katastrophalen Versagen der Prothese kommt. Gefahr für vorzeitiges Versagen der Endoprothese droht hauptsächlich durch vermehrten Abrieb aufgrund starker Belastung, Verletzungen (Sturz, Gegnerkontakt) und Impingement der Endoprothese bei extremen Bewegungen.
Biomechanische Studien haben eindeutig den Nachweis eines vermehrten Abriebs bei starker Belastung gezeigt, wobei es hier in den letzten Jahren durch Entwicklung neuer Gleitpaarungen zu einer deutlichen Verbesserung gekommen ist. Diese Faktoren sind bei der Auswahl der gewünschten Sportart zu berücksichtigen. Generell sind Low-Impact-Sportarten mit moderater Belastung zu bevorzugen, wobei dies nicht verallgemeinert werden kann.
An dieser Stelle sei noch darauf hingewiesen, dass von Seiten der Hersteller die Endoprothesen präklinisch nicht für sportliche Belastung getestet sind und im Beipackzettel hierzu oftmals sehr restriktive Angaben gemacht werden. Daher kommt der individuellen Beratung und Aufklärung des Patienten eine wichtige Rolle zu. Künftig sind in diesem Bereich vermehrt Studien zu fordern, die genauer untersuchen, welche Sportart und welches Sportniveau mit welcher Prothese möglich und sinnvoll (!) sind.
Empfehlungen
In einer laufenden Umfrage unter Experten der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) wurde zur sportlichen Aktivität bei Patienten mit Hüft-/Knieendoprothese empfohlen, nicht mehr als zehn Stunden pro Woche Sport zu betreiben. Gut die Hälfte der Experten hat sich für nur fünf Stunden Sport pro Woche ausgesprochen. Eine hohe Intensität ist dabei zu vermeiden.
Für die Sportempfehlung an sich gilt generell, dass Low-Impact-Sportarten zu bevorzugen sind. Dabei sollte stets eine individuelle Beratung und Aufklärung erfolgen. Auch übertrieben ausgeführte Low-Impact-Sportarten können ein vorzeitiges Versagen der Endoprothesen herbeiführen. Sportarten mit potenziell hoher Belastung –wie beispielsweise Ski alpin oder Tennis im Doppel – können mit entsprechender Technik und Erfahrung durchgeführt werden. Mit dem Return to Sport nach Implantation der Endoprothese sollte in der Regel sechs Monate gewartet werden. Denn meistens dauert es dieses halbe Jahr, bis wieder eine gute muskuläre Koordination erreicht wird.
Ein Online-Hinweis
Zum Thema: „Sport mit Endoprothese: Was ist möglich, was ist sinnvoll?“ hat die GOTS in Kooperation mit Winglet am 6. November 2018 ein Online-TV-Event gestaltet. Unter www.611.winglet.live ist es für Sie dauerhaft online verfügbar. Für GOTS-Mitglieder ist der Zugang weiterhin kostenfrei (Code: SmartEdu@GOTS).
Univ.-Prof. Dr. med. Thomas Tischer ist Incoming Präsident der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) und leitet die Sektion Sportorthopädie an der Orthopädischen Klinik der Universitätsmedizin Rostock. Ein Schwerpunkt seiner klinischen Arbeit ist dabei neben der Behandlung von Sportlern (unter anderem der Karate-Nationalmannschaft) die Knie- und Schulterchirurgie.
Literatur:
Sports Orthopaedics and Traumatology SOT
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Sportmedizinische Fortbildung und Qualitätssicherung in Klinik und Praxis
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